Kryptowährungen

Bitcoin & Co - eine Wette auf die Zukunft

Autor: Leon L. Bensch

zuletzt aktualisiert am 04. Januar 2023

Die berühmteste Kryptowährung mit der höchsten Marktkapitalisierung heißt Bitcoin. Neben dem Bitcoin gibt es inzwischen zahlreiche andere Kryptowährungen mit den Namen: Ethereum, Litecoin, Tether, Dogecoin, Ripple, Cardano, Monero, IOTA, Verge, Stellar, NEM, Dash, NEO, und viele andere.

 Kryptowährungen handeln kann man auf Kryptobörsen wie Binance oder Coinbase. Coinbase ist selbst ein an der Börse gelistetes Unternehmen und sagt über sich selbst: „Wir erschaffen die neue Kryptowirtschaft - die dank Blockchain-Technologie fairer, zugänglicher, effizienter und transparenter ist.“ Kryptowährungen können gekauft, verkauft oder gesendet und empfangen werden.

 

Als Kryptowährungen wird dezentrales, digitales Geld bezeichnet, das geschaffen wurde, um damit im Internet unabhängig von (Zentral-)Banken zu bezahlen. Auf diese Weise lassen sich Vermögenswerte rund um die Uhr in Echtzeit zu geringen Gebühren übertragen. Regierungen oder Behörden haben keinen Einfluss auf die Herausgabe oder den Transfer von Kryptowährungen. Deshalb wird Kryptogeld im Darknet häufig zur Abwicklung von kriminellen Geschäften genutzt.

 

Bitcoin wurde 2008 erschaffen. Zum Zeitpunkt dieses Artikels waren ca. 19 Millionen Bitcoins im Umlauf. Bei 21 Millionen soll Schluss sein. Der Zuwachs verlang­samt sich aber immer weiter, da das sogenannte Schürfen immer rechenintensiver wird.

Blockchain-Technologie

Kryptowährungen beruhen auf Blockchain-Technologie. Was bedeutet das? Eine Blockchain ist ein gemeinsam genutztes, nicht manipulierbares Register (auch Kontobuch, Transaktionsbuch oder Ledger), welches den Prozess der Aufzeichnung von Transaktionen und die Verfolgung von Assets in einem Unternehmensnetzwerk erleichtert. Ein Asset kann etwas Materielles wie ein Haus, Auto, Bargeld oder Land sein, oder auch etwas Immaterielles (geistiges Eigentum, Patent, Urheberrecht, Marke) oder eben eine digitale Währung. Nahezu alles von Wert lässt sich so mit einem Blockchain-Netzwerk verfolgen und handeln.

 

Über ein Blockchain-Netzwerk lassen sich Bestellungen, Zahlungen, Abrechnungen, Produktionsprozesse und vieles mehr verfolgen ohne dass Banken oder Banktransaktionen dazwischengeschaltet sind. Es dürfen ausschließlich autorisierte Mitglieder auf dieses Netzwerk zugreifen. Sämtliche Details einer Transaktion, die in einem nicht manipulierbarem Register gespeichert werden, sind für alle Mitglieder durchgängig sichtbar, was für größeres Vertrauen und Effizienz sorgen soll.

 

Sobald sich eine Transaktion ereignet, wird diese jeweils als „Block“ von Daten aufgezeichnet. Diese Transaktionen zeigen die Bewegung eines Assets (materieller oder immaterieller Art). Der Datenblock kann dabei jegliche Informationen aufzeichnen (wer liefert, was wird geliefert, wann wurde es geliefert, von welchem zu welchem Ort, wie viel wurde geliefert und sogar Bedingungen wie beispielsweise die Temperatur bei einer Lebensmittellieferung). Mit jeder Transaktion wird jeder Block mit den Blöcken vor ihm und nach ihm verknüpft. So bilden diese Blöcke eine Kette aus Daten, während sich das jeweilige Asset von einem Ort zu einem anderen bewegt oder sich Eigentumsverhältnisse ändern. Die Blöcke bestätigen die genaue Zeit und Reihenfolge der Transaktionen und die Blöcke sind sicher miteinander verbunden, damit kein Block verändert und kein Block zwischen zwei bereits bestehende Blöcke eingefügt werden kann.

 

Alle Transaktionen werden gemeinsam in Blöcken in einer nicht mehr veränderbaren Kette zusammengefügt: einer Blockchain. Jeder zusätzliche Block stärkt die Verifizierung des vorangegangenen Blocks und damit der gesamten Blockchain. Dies macht die Blockchain manipulationssicher und sorgt für ihre entscheidende Stärke der Unveränderlichkeit. Dadurch soll die Möglichkeit von Manipulationen durch böswillige Akteure ausgeschlossen werden. Das digitale „Kontobuch“ aus Transaktionen soll Vertrauen und Sicherheit über das versendete Asset schaffen.

Mining von Kryptos

Zahlungen mit Bitcoin müssen bestätigt werden. Neue Daten­blöcke müssen mit aktuellen Zahlungen mit den vorherigen Blöcken der Block­chain verknüpft werden. Dazu sind bestimmte Rechen­aufgaben zu lösen. Wer das macht und Zahlungen bestätigt, bekommt Bitcoins als Belohnung. Das nennt man Mining (Schürfen). Die Miner brauchen nicht nur tech­nisches Know-how, sondern vor allem auch eine entsprechende Computer­ausrüstung. Mitt­lerweile sind die Anforderungen an die Rechen­leistung so hoch, dass es so gut wie unmöglich ist, am heimischen PC mitzumischen. Das Mining liegt daher, anders als in den Anfangs­zeiten, weit­gehend in den Händen von Mining-Pools oder eigens dafür gegründeten Firmen. Eine dieser Firmen heißt Marathon Digital Holdings Inc. Marathon Digital ist ein an der Börse notiertes Unternehmen. Es betreibt im US-Bundesstaat Montana eine Bitcoin-Produktion und schürfte im 3. Quartal 2022 616 Bitcoins. Im Oktober konnten weitere 615 Bitcoins mit mehr und verbesserten Bitcoin-Servern produziert werden. Laut Pressemitteilung vom 17. November 2022 hielt Marathon Digital am 2. November 11.285 Bitcoins zum aktuellen Börsenwert von 16.691 US-Dollar. Auf dem ersten Platz der größten börsennotierten Bitcoin-Besitzer stand im dritten Quartal 2022 das Datenanalyseunternehmen MicroStrategy mit 130.000 Bitcoins.

 

Mit den Anforderungen an die Technik und die Geschwindigkeit beim Mining steigt auch der Energieverbrauch. Die Deutsche Bundes­bank wies schon vor Jahren in einem Interview mit dem Handels­blatt auf Berechnungen hin, nach denen eine einzige Bitcoin-Trans­aktion dem monatlichen Strom­verbrauch eines Einfamilien­haus­halts in Deutsch­land entspricht. Besonders umweltfreundlich ist das nicht.

Kauf von Kryptos

Beim Kauf über eine Handels­platt­form landen Krypto-Coins auf einem „Sammel­konto“ des Anbieters. Sicherer ist es, sie auf eine eigene sogenannte Wallet zu über­tragen. Die Wallet ist eine elektronische Geldbörse, in der die Krypto-Coins gespeichert werden. Diese gibt es sowohl als Apps als auch in Form von USB-Sticks. Die Wallet hat eine öffent­liche Konto­nummer und einen privaten Schlüssel, mit dem man sie verschließen kann. Anleger sollten ihren Computer gut absichern, um nicht Opfer von Diebstahl zu werden.

 

Wer sich in die Welt der Kryptowährungen begibt, muss sich darüber im Klaren sein, dass die Kursschwankungen extrem hoch sind. Das liegt daran, dass Kryptowährungen nicht als Investitionen, sondern als Spekulationsobjekte betrachtet werden. Auch durch die Schließung von unprofitablen Kryptobörsen besteht ein hohes Risiko Geld zu verlieren. Statt Kryptos über einen langen Zeitraum zu behalten, werden sie aus Angst vor Verlust bei Kursanstiegen oder aus Panik, dass Kryptos sich in Luft auflösen schnell verkauft. Und immer wieder gerät das digitale Geld unter Druck, weil Hacker eine Platt­form leergeräumt haben oder Gründer von Kryptobörsen plötzlich mit samt allen Kundengeldern verschwinden.

Krypto-Betrug

2021 war laut einem Report des Analysehauses Chainalysis ein Rekord­jahr für Betrug mit Kryptowährungen in Höhe von 7,8 Milliarden US-Doller, die Kriminelle von Nutzern gestohlen wurden. Dabei werden Kryptowährungen durch Hacker aus Kryptobörsen, wie 2021 etwa BitMart, oder privaten Wallets entwendet. 2,8 Milliarden Dollar wurden laut Chainalyses nach dem Betrugsschema „Rug Pull“, was so viel bedeutet wie jemandem den Teppich unter den Füßen wegziehen, entwendet. Auf der türkischen Internetplattform Thodex sammelte der 28jährige Gründer Faruk Fatih Özer für die Entwicklung eines Kryptoprojektes Investorengelder ein und machte sich danach aus dem Staub. Auf Thodex ließ er vermelden, dass Transaktionen wegen Wartungsarbeiten vorrübergehend ausgesetzt werden müssen. Inzwischen hatten Özer und seine Komplizen die Kundengelder auf andere Plattformen verschoben und teilweise in Gold umgetauscht. Nach über einem Jahr unter Mithilfe von Interpol wurde der Täter in Albanien gefasst, berichteten albanische und türkische Medien. Ungefähr 400.000 Kunden wurden bei diesem Betrugsfall arglistig getäuscht.

Das Krypto-Beben

Viele Bitcoin-Anleger der ersten Stunde sind zu Millionären geworden. Das Allzeithoch des Bitcoins lag bei 68.789 US-Dollar. In 2022 rutschten sowohl der Bitcoin als auch die anderen Kryptowährungen ab. Am 13.11.2022 stand der Kurs des Bitcoins bei ca. 16.000 US-Dollar. Ausgelöst hatte den starken Sinkflug zunächst die allgemeinen Rezessions- und Inflationssorgen der Weltwirtschaft, und danach die Pleite der Kryptobörse FTX und die gescheiterte Übernahme durch Binance. In weiteren Untersuchungen stellte sich heraus, dass die Kryptobörse FTX Kundengelder in Millionenhöhe veruntreut haben soll. John J. Ray, Spitzname „Pitbull“, ein Anwalt aus Chicago wurde beauftragt, FTX nach dem Zusammenbruch zu restrukturieren, bzw. aufzuräumen, was von der Kryptobörse noch übrig war. „Noch nie in meiner beruflichen Laufbahn habe ich ein so vollständiges Versagen der Unternehmenskontrollen und ein so vollständiges Fehlen vertrauenswürdiger Finanzinformationen erlebt wie in diesem Fall", sagte Ray laut der Financial Times. Ray ersetzte den CEO Sam Bankman-Fried, kurz nachdem FTX Insolvenz angemeldet hatte. Ray zeichnete ein erschütterndes Bild, sprach von „kompromittierter Systemintegrität“, bemängelte die „fehlenden Kontrollen und die Machtkonzentration in den Händen einer sehr kleinen Gruppe unerfahrener, unbedarfter und potenziell gefährdeter Personen“. Angeblich wurden Firmengelder zur Bezahlung von Häusern und persönlichen Gegenständen von Mitarbeitern auf den Bahamas verwendet ohne Darlehensunterlagen. Rays Urteil: „Diese Situation ist beispiellos.“

 

Seit Dezember 2022 saß Sam Bankman-Fried in amerikanischer Untersuchungshaft. Ihm werden von der Staatsanwaltschaft Betrug, Geldwäsche und die Veruntreuung in großem Stil von Kundengeldern vorgeworfen. Der Prozessbeginn ist für den 2. Oktober 2023 angesetzt. Bei einer Verurteilung in allen Anklagepunkten drohen ihm theoretisch eine Gefängnisstrafe von bis zu 115 Jahren.

Bitcoin als Spekulationsobjekt

Hartgesottene Fans auf der einen und Kritiker von Kryptowährungen auf der anderen Seite stehen sich mit ihren Überzeugungen unversöhnlich gegenüber. Die Gefahr, sein gesamtes Geld angelegt in Kryptos zu verlieren, schreckt Kryptofans vor der kriminellen Energie weniger Menschen nicht zurück. Denn eines ist klar: Kryptos versprechen hohe Spekulationsgewinne und bieten damit eine große Angriffsfläche für Hacker und Betrüger.

 

Zu den bekanntesten Krypto-Kritikern zählt Charlie Munger. Er bezeichnete den Bitcoin bereits 2013 als „Rattengift“. 2022 legte er nach und erklärte, dass Krypto „eine Investition in Nichts“ sei. Im Zusammenhang mit der FTX-Pleite sagte Munger, dass es in der Branche zahlreiche gierige Akteure gebe, die mit dem Verkauf von „wertlosen, digitalen Währungen“ Millionen verdienten. Jeder, der das tue, sei entweder „wahnhaft oder böse“.

 

Zu den unerbitterlichen Krypto-Kritikerinnen gehört auch die amerikanische Jura-Professorin Hilery J. Allen. In ihren Augen wäre ein Bann der einfachste Weg, normale Anleger und das Finanzsystem zu schützen. Weil ein Verbot nur schwer durchsetzbar ist, empfiehlt Allen, die Verbreitung von Krypto-Assets nicht versehentlich zu fördern oder näher an den Kern des Finanzsystems heranrücken zu lassen. In einem Interview in der NZZ (Neue Züricher Zeitung) erklärt Allen, dass das eigentliche Ziel bei der Erfindung des Bitcoins es war, einen von Zentralbanken unabhängigen Zahlungsmechanismus zu entwickeln, was jedoch schnell an Bedeutung verlor. Stattdessen haben manche angefangen, den Bitcoin als „Vermögenswert“ zu betrachten und dieses Konzept ahnungslosen Investoren verkauft. Es ist kein Wunder, wenn es so einfach ist, mit aus dem Nichts erschaffenen „Vermögenswerten“ Geld zu verdienen, dass das eine Menge dubiose Leute anlockt, die mit Kryptos auf vermeintlich legale Weise versuchen, an das Geld der anderen Anleger heranzukommen. Allen ist der Meinung, dass Spieler im Casino besser vor Verlusten geschützt seien, als Käufer von Kryptos, weil in Casino niemand einem die Chips vom Tisch klaue. Wer sich im Casino auf Glücksspiel einlasse, wisse, was er tue, fügt Allen hinzu. Aber wer das in der Kryptoszene geschürte Märchen von Krypto-Vermögenswerten glaube, müsse mit dem Schaden leben.

Fazit

Die Blockchain-Technologie mag eine faszinierende Technologie sein, die auf Blockchain beruhenden digitalen Coins sind jedoch nur so viel Wert wie jemand bereit ist für sie zu bezahlen. Hinter den Kryptos steht kein „echter“ Vermögenswert, wie es beispielsweise bei Aktien, Gold oder Immobilien der Fall ist. Warum jemand bereit ist, für einen Coin mehr zu bezahlen, als sein Vorgänger, der ihn verkauft, ist weitestgehend unklar. Krypto-Währungen sind kein sicherer Hafen. Besonders deutlich zeigt sich das mit Abflachen der Corona-Pandemie und der Pleite der FTX-Handelsplattform, als der Kurs des Bitcoins stärker einbrach (-75% unter dem Allzeithoch) als der marktbreite amerikanische Index S&P 500 (-25%). Gold hingegen ist im gleichen Zeitraum zwar nicht gestiegen, aber auch nicht nennenswert gefallen.

 

Fans von Kryptowährungen misstrauen konventionellem Geld, weil Staaten und Zentralbanken darauf Einfluss nehmen können. Sie betrachten Kryptos als unabhängige, dezentrale Währung und Inflationsschutz zugleich. Allerdings zeigt die Realität genau das Gegenteil. Mit Anhebung der Leitzinsen in den USA und Europa 2022 und 2023 zur Bekämpfung der Inflation entwickelten sich die Krypto-Kurse eher schlecht. Wäre der Bitcoin eine tatsäch­lich nutz­bare Währung, wären Waren und Dienst­leistungen in Bitcoin gerechnet deutlich teurer geworden als in Euro oder Dollar. Außerdem führte der Entzug von Liquidität aus dem Markt durch die Zentralbanken zusätzlich zu stark fallenden Krypto-Kursen. Es ist anzunehmen, dass der Bitcoin vom billigen Geld profitiert hat und unter anderem dadurch sein Allzeithoch bei ca. 69.000 US-Dollar erreichen konnte.

 

Die Finanzindustrie hat Produkte entwickelt, mit denen sich Anleger an der Kursentwicklung von Krypto-Währungen beteiligen können, ohne direkt Kryptos kaufen zu müssen. Allerdings sind all diese Zertifikate Wetten auf steigende oder fallende Kurse. Zertifikate sind Schuldverschreibungen und als solche bei einer Pleite des Herausgebers nicht geschützt. Darüber hinaus gibt es Mischfonds, die einen Teil der Anlegergelder in Bitcoin-Zertifikate investieren. Ob beim Direktkauf von Kryptos oder über den indirekten Weg über Zertifikate oder Fonds, sollte sich jeder Anleger darüber im Klaren sein, nur Geld zu verwenden, dass für den Lebensunterhalt oder sonstige finanzielle Verpflichtungen nicht benötigt wird. Es ist möglich mit Kryptowährungen sein komplettes, eingesetztes Kapital zu verlieren.

 

In diesem Sinne empfehle ich meine Strategie des Vermögensaufbaus mit Aktien, Fonds und ETFs und verweise gleichzeitig auf das bekannteste Zitat von Warren Buffett: „Regel Nr. 1 lautet: Verlieren Sie niemals Geld! Regel Nr. 2 lautet: Vergessen Sie nie Regel Nr.1.“

Autor: Leon L. Bensch für aktien-buddy.de erstmals veröffentlicht am 04. Januar 2023

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