Meme-Aktien und Social Media

Den letzten beißen die Hunde

Autor: Leon L. Bensch

zuletzt aktualisiert am 30. November 2022

 Meme-Aktien oder Meme-Stocks sind Aktien, deren Informationen sich im Internet in bestimmten Foren viral verbreiten und damit die Aufmerksamkeit vieler Anleger auf sich ziehen. Erstmals aufgekommen sind Meme-Aktien nach dem Corona-Crash 2020. Mit speziellen Handlungsanweisungen für bestimmte Aktien auf Twitter, Reddit oder StockTwits können durch die Masse der Privatanleger schnelle und drastische Kurssteigerungen verursacht werden. Aber da, wo ein steiler Anstieg verursacht wird, folgt mit großer Wahrscheinlichkeit ein steiler Abstieg.

Wer sind die Privatanleger in den Foren?

 Durch die Corona-Krise und den Crash am Aktienmarkt hat sich eine neue Generation von Anlegern entwickelt. Es handelt sich vor allem um die Gen Z, die sich über Onlineforen über Aktien informieren und mittels Neobroker dank niedriger Gebühren Aktien kaufen und verkaufen. Als Generation Z werden junge Menschen bezeichnet, die zwischen den Jahren 1995 und 2010 geboren sind. Die Gen Z folgt auf die Millennials und ist die erste Generation, die mit dem Smartphone aufgewachsen ist.

 

All diese neuen Privatanleger sind durch eine hohe Risikobereitschaft gekennzeichnet. Ihre Informationsbeschaffung erfolgt über soziale Medien. Social Media bekommt damit eine Schlüsselrolle in der finanziellen Bildung junger Menschen zu. Ihr Anlageziel besteht darin in möglichst kurzer Zeit hohe Gewinne zu erzielen.

Vor- und Nachteile der Schwarmintelligenz

Innerhalb der Foren wird Wissen über Finanzprodukte aller Art geteilt. Auf diese Weise werden Informationen über Kapitalmärkte, Aktien, Fonds oder ETFs einem breiteren Publikum zugänglich gemacht und die Informationslücke zwischen privilegierten Finanzanalysten und Privatanlegern zunehmend geschlossen. Dabei ergeben sich aus dem aggregierten Meinungsbild nutzergenerierter Inhalte potentielle Prognosen. Nachteilig wirkt dabei, dass durch das Teilen bestimmter Inhalte diese Informationen als wichtiger bzw. höherwertiger erachtet werden, wenn sie häufiger geteilt werden, als wenn sie weniger geteilt werden. Unabhängig vom Wahrheitsgehalt erscheinen weniger geteilte Inhalte als Geringwertiger. Damit kann im Schwarm der User ein Inhalt mit falschen Fakten als richtig und ein Inhalt mit richtigen Fakten als falsch klassifiziert werden. Die Relevanz eines Betrags ist das alleinige Entscheidungskriterium für die Richtigkeit oder Falschheit eines Inhalts.

 

Die Gefahr sozialer Medien bei der Geldanlage ist die Filterblase, in der sich die User befinden. Die Filterblase entsteht durch die verzerrte Informationsumgebung durch das Teilen oder Kommentieren der Inhalte und den im Hintergrund der Foren clusternden und filternden Algorithmen der Social Media Plattform selbst. Jeder Nutzer, der nach Zustimmung seiner Meinung sucht, wird andere Nutzer finden, die seine Meinung bestätigen, was bei der Finanzanlage nicht unbedingt von Vorteil ist.

Welche Aktien sind betroffen

 Besondere Aufmerksamkeit erhielten dabei folgende Meme-Aktien: GameStop, AMC, BlackBerry Limited, Nokia Corp., Bed Bath and Beyond. Die Gemeinsamkeit bei diesen Aktien war eine besonders hohe Leerverkaufsquote. Je höher die Quote, desto mehr Investoren und insbesondere Hedgefonds haben dabei auf fallende Kurse gesetzt. Sie haben geliehene Aktien leerverkauft und darauf gewettet, dass sie bei niedrigeren Kursen die Aktien zurückkaufen können. Privatanleger wetteten mit ihren in den Foren abgesprochenen Aktionen gegen die Mehrheit der Investoren, die keines oder nur wenig Potenzial in diesen Wertpapieren gesehen haben. Reddit-User glaubten sich als Robin Hoods gegen die Wall-Street-Short-Seller. Anfangs verloren Hedgefonds viel Geld im Meme-Zyklus, denn statt zu tieferen Kursen einzudecken, mussten sie Aktien zu höheren Kursen zurückkaufen und befeuerten die Rallye zusätzlich.

Mein Fazit

  • Anleger, die in Meme-Aktien investieren, sind nach meiner Definition keine Anleger, sondern Trader, vielmehr Zocker. Denn mit Investieren hat das nichts zu tun. Die Neo-Broker erleichtern den Kaufprozess von Aktien und vermitteln den Eindruck, es handele es sich beim Anlegen um eine Art Spiel. Also Vorsicht vor Meme-Aktien: auf heftige Kurssprünge folgen meist heftige Kursabstürze. All diese Kursbewegungen haben mit den fundamentalen Finanzkennzahlen dieser Unternehmen nichts zu tun.
  • Informationen, die sich über Aktien viral verbreiten, können falsch sein. Sie können rationale Entscheidungen über Finanzprodukte zum persönlichen Nachteil stark beeinträchtigen. Als Anleger oder Trader sollte man sich stets die Frage stellen, wer diese Informationen zu welchem Zweck verbreitet? Vermutlich nicht, um aus Kleinanlegern Millionäre zu machen. Denn: Hohe Gewinne, die ein paar wenige erzielen, stehen hohe Verlusten gegenüber, die sehr viele erleiden.
  • Alle Privatanleger und Trader sollten sich stets über Plattformen wie Twitter, Reddit und StockTwits hinaus weitere Informationen über Anlagemöglichkeiten einholen, um sich ein möglichst differenziertes Bild von der Realität zu verschaffen.
  • Hypes haben meistens begonnen, bevor der Hype in Form steigender Kurse an der Börse erkennbar ist. Der Einstieg während eines identifizierten Hypes führt mit großer Wahrscheinlichkeit zum Verlust eines großen Teils oder des gesamten eingesetzten Kapitals.

Autor: Leon L. Bensch für aktien-buddy.de erstmals veröffentlicht am 27. November 2022

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