Wenn andere Aktien empfehlen: Bank of America Aktie Analyse

Teil II: Bank of America

Bank of America Corp. | WKN 858388 | Aktienkurs zum Zeitpunkt der Analyse: 27,22 US-Dollar

Autor: Leon L. Bensch

zuletzt aktualisiert am 04. Mai 2023

Wenden wir uns nun meinem zweiten zufällig ausgewählten Beispiel aus dieser Liste zu: Bank of America. Morningstar vergibt für die Bank of America Corp. 4 Sterne. Der aktuelle Preis pro Aktie liegt bei 27,22 Dollar. Die faire Bewertung wird mit Medium angegeben.

Banken sind kein einfaches Business

Das Erste, was mir zur Bank of America einfällt ist, dass die Star-Investoren wie Li Lu, Charlie Munger und Warren Buffett seit Jahren Aktionäre dieses Unternehmens sind. Li Lu hält 14,5 Mio. Aktien, Charlie Munger 2,3 Mio. Aktien und Warren Buffett hat 1 Mrd. Stück in seinem Depot bei Berkshire Hathaway. All diese Investoren sind vielfach beachtete Vorbilder der Anlagestrategie Buy&Hold. Deshalb schauen sowohl institutionelle sowie private Anleger genau auf das, was Li Lu, Charlie Munger und Warren Buffett kaufen und verkaufen oder eben nicht verkaufen.

 

Nach der Pleite der Silicon Valley Bank und der Signature Bank sowie der in Schieflage geratenen Schweizer Großbank Credit Suisse und deren staatlich verordnetem Zwangsverkauf an die UBS wurde die Bankenbranche gründlich durchgeschüttelt und Erinnerungen an die Lehmann-Krise 2008/2009 wurden wach. Ausgelöst wurde die aktuelle Krise durch die rasanten Leitzinserhöhungen der amerikanischen Zentralbank FED zur Bekämpfung der Inflation. Dadurch stiegen auch die Kreditzinsen. Anleger und Kunden befürchteten hohe Kreditausfälle bei der Silicon Valley Bank, weil diese vornehmlich in Tech-Startups investierte, die ihr Wachstum mit Fremdkapital finanzieren und in den meisten Fällen noch nicht profitabel sind. In großem Maße wurden Kundengelder abgezogen und die SVB war plötzlich zahlungsunfähig. Am 10. März 2023 wurde sie vom US-Einlagensicherungsfonds Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) übernommen.

 

Die Aktienkurse von JPMorgan Chase & Co verloren in einer Woche 14%, von Goldman Sachs 18% und von der Bank of America waren es 22%. Inzwischen hat sich die Lage beruhigt, nachdem JPMorgan Chase & Co außergewöhnlich gute Geschäftszahlen für Q1 2023 vorgelegt hat. Doch Ruhe ist längst nicht eingekehrt. Mit der Insolvenz der First Republic Bank ist eine weitere Regionalbank in die Pleite geschlittert. JPMorgan übernimmt im 1. Mai 2023 die Bank inklusiver aller Einlagen und Vermögenswerte, sowie alle 84 Filialen.

Systemisches Ereignis

Die Wissenschaftler Andrew Metrick und Paul Schmelzing kommen in einem Arbeitspapier, das Ende März vom National Bureau of Economic Reseach veröffentlicht wurde, zu dem Fazit, dass ähnliche Krisenfälle in der Vergangenheit im Vergleich zum Umfang der Interventionen im März 2023 stark darauf hindeuten, „dass wir uns bereits mitten in einem systemischen Ereignis befinden“. Das bedeutet, dass die Insolvenzen der SVB und der Signature Bank nur der Anfang waren und mit weiteren finanziellen und realwirtschaftlichen Kosten und Verwerfungen gerechnet werden muss. Metrick und Schmelzing sind an der Carroll School of Management des Boston College tätig und haben sich für ihre Studie angesehen, wie Regierungen und Märkte in den vergangenen 800 Jahren auf Bankturbulenzen reagiert haben. Dafür stellten sie eine Datenbank mit 2.000 Interventionen in 880 Krisen und 138 Ländern zusammen. Weiter sagte Schmelzing in einem Artikel von MarketWatch am 29.03.2023: „Wir wissen nicht direkt, wie schlimm es im Bankensystem derzeit wirklich steht. Aber wir können uns das Verhalten der Aufsichtsbehörden ansehen, die vermutlich viel mehr als wir darüber wissen, wie schlimm es ist. Und das Muster ihrer Reaktionen entspricht am ehesten dem von 57 früheren Krisen, die tendenziell schwerer als der Durchschnitt waren“.

Wer hat Recht und wer nicht?

Letzten Endes ist es zu früh um zu wissen, ob die Krise größer wird oder bereits gebannt ist. Eine von vielen Entscheidung für Investoren und Anleger wäre es, einen großen Bogen um den Bankensektor zu machen. Eine Krise ist eben immer erst dann da, wenn sie da ist und dann vorbei, wenn sie vorbei ist. Warren Buffett äußerte sich im Übrigen ebenfalls zu den jüngsten Unsicherheiten im Bankensektor auf CNBC. Er sehe keinen Grund zur Panik. Die Probleme der Branche seien nicht vergleichbar mit denen bei der globalen Finanzkrise 2008. Einige Banken hätten ihre Vermögenswerte und Verbindlichkeiten „falsch verwaltet“ und seien nun in der Pflicht, die verantwortlichen Manager für ihre Fehler zur Verantwortung zu ziehen. Buffett würde sogar um 1 Mio. Dollar wetten, dass kein US-Bürger durch eine Bankenpleite sein Geld verlieren würde.

 

Bisher haben Lu, Munger und Buffett ihre Investments in die Bank of America nicht reduziert oder abgestoßen. Trotz aller Zuversicht, der Mensch kann irren und als Anleger sollte man immer vorsichtig agieren und niemals alles auf eine Aktie setzen.

Alles, was eine klassische Bank macht

Die Bank of America Corp. ist eine klassische US-amerikanische Großbank. Sie bietet mit ihren Tochter-Unternehmen eine große Bandbreite an Produkten und Dienstleistungen sowie Finanzservices an. Bei angeschlossenen Immobilienfinanzierern erhalten Kunden beispielsweise Baufinanzierungen und private Anlageprodukte. Mit dem Global Banking bietet die BofA insbesondere für Businesskunden eine breite Palette an Produkten zur langfristigen Finanzierung von Krediten, Working-Capital Management sowie Treasury-Solutions, Beratungsdienstleistungen für Anleihen- und Aktienemissionen sowie Übernahmen und Fusionen. Im Segment Merrill Lynch Global Wealth Management bietet ein Netzwerk von Finanzberatern ein breites Spektrum an nationalen und internationalen Investmentmöglichkeiten an. Der U.S. Trust in Kooperation mit Merrill Lynch Global Wealth Management offeriert umfangreiche Leistungen im Bereich Vermögensverwaltung. Das Portfolio umfasst Anlagen mit einem Volumen über insgesamt 5 Millionen US-Dollar. Die Bank of America versorgt in ca. 5.200 Filialen ihre Kunden mit klassischen Bankdienstleistungen und Beratungen. Die BofA ist in über 35 Ländern außerhalb der USA tätig.

Wer Zeit hat zum Lesen: eine kurze Historie

Für Wirtschaftsgeschichtsinteressierte: Die BofA enstand durch den Aufkauf der Bank of America erst durch die NationsBank im Jahr 1998. Die NationsBank übernahm den Namen Bank of America und beließ den Sitz der Gesellschaft in North Carolina. Die neue Bank of America kaufte FleetBoston Financial und übernahm ebenfalls die Investmentbank Merrill Lynch & Co. Inc. zum 1. Januar 2009. In der Finanzkrise 2008/2009 kaufte die BofA für 2,5 Mrd. Dollar das angeschlagene Unternehmen Countrywide Financial. Eigentlich wollte die BofA die spätere Pleite-Bank Lehman Brothers übernehmen, doch der Deal wurde an dem Tag abgesagt, als die (viertgrößte) Investmentbank Involvenz anmeldete.

 

Im Rahmen des amerikanischen Bankenrettungsplanes erhielt die BofA 25 Mrd. Dollar und musste innerhalb von drei Jahren ca. 30.000 Arbeitsplätze abbauen. Der Kurs der Aktie fiel während der Finanzkrise von 50 Dollar im April 2007 auf 3,14 Dollar im März 2009.

 

2009 verließ die BofA den staatlichen Schutzschirm und zahlte alle Verbindlichkeiten gegenüber der US-Regierung in Höhe von 45 Milliarden Dollar auf einen Schlag zurück. Finanziert wurde das Geld durch die Ausgabe von Wandelschuldverschreibungen und dem Verkauf eigener Vermögenswerte.

 

2011 investierte Warren Buffetts Holding Berkshire Hathaway 5 Mrd. Dollar in die Bank of America und erhielt im Gegenzug Vorzugsaktien mit einer Verzinsung von 6 Prozent pro Jahr.

Rekord Bußgeld für die BofA

Wegen riskanter Hypothekengeschäfte vor der Finanzkrise musste die Bank of America im Rahmen eines Vergleichs eine Rekordstrafe in Höhe von 16,65 Mrd. Dollar zahlen. Das war der höchste Betrag, den ein Unternehmen jemals in einer zivilrechtlichen Auseinandersetzung mit der US-Regierung zahlen musste. Der BofA wurde vorgeworfen, Investoren beim Verkauf von mit Immobilienkrediten besicherten Wertpapieren hinters Licht geführt zu haben. Diese Papiere galten aus Auslöser der Finanzkrise 2008/2009. Die Citigroup wurde mit 7 Mrd. Dollar zur Rechenschaft gezogen und der Konkurrenz JPMorgan wurde mit 13 Mrd. Dollar zur Kasse gebeten.

Die Aktie

Am 18. April 2023 hat die Bank of America Quartalszahlen vorgelegt und die waren alles andere als schlecht. Die Bank hat im ersten Quartal von den Zinserhöhungen der US-Notenbank FED profitiert. Der Umsatz lag bei 26,26 Mrd. Dollar, erwartet wurden 25,13 Mrd. Dollar. Der Gewinn pro Aktie lag bei 0,94 Dollar, von Analysten erwartet wurden 0,82 Dollar. Die Netto-Zinserträge stiegen um 2,9 Mrd. Dollar bzw. um 25% auf 14,4 Mrd. Dollar. Außerdem legte die BofA 931 Millionen Dollar für drohende Kreditausfälle zurück.

 

Der Aktienkurs reagierte auf diese Meldung verhalten. Kunden der BofA haben im Zeitraum von Ende Dezember 2022 bis Ende März 20 Mrd. Dollar (ca. 1%) Einlagen abgezogen. Wenn Kunden erst das Vertrauen in die Sicherheit ihrer bei den Banken angelegten Gelder verlieren, könnte es zu einem weiteren Bankenbeben kommen.

Chart der BofA Aktie am 04.05.2023

Der Umsatz stieg von 2012 bis heute von 81 Mrd. auf 94 Mrd. Dollar, wobei der Umsatz vor der Finanzkrise 2009 noch bei 109 Mrd. US-Dollar gelegen hat. Der Gewinn konnte in den letzten 10 Jahren von 0,39 Dollar auf 3,24 Dollar gesteigert werden, was auch durch den stetigen Rückkauf eigener Aktien gelungen ist. Die Dividende liegt aktuell bei 1,01 Dollar pro Aktie und steigt durchschnittlich 6% pro Jahr. Derzeit liegt die P/E bei 8. Durchschnittlich wurde die BofA mit einer P/E von 12 gehandelt (hiervon ausgenommen 2008 bis 2010 aufgrund der Finanzkrise). Es scheint in der Tat eine leichte Unterbewertung vorzuliegen.


Vom Allzeithoch bei 50 Dollar am 10.01.2022 verlor die BofA-Aktie seitdem 41 Prozent. Im Corona-Tief stand die Aktie bei ca. 19 Dollar. Der langjährige Aufwärtstrend ist intakt. Unter dem aktuellen Kurs reihen sich zahlreiche Unterstützungen auf. Für antizyklische Investoren wäre ein Rücksetzer bis 25 Dollar wünschenswert. Aber auch darunter wären Einstiege bei 23, 22 und 20 Dollar möglich. Fällt die Aktie allerdings unter 20 Dollar muss mit weiteren Abschlägen gerechnet werden.

24 Milliarden Dollar – Buy & Hold

Größter Anteilseigener mit 12,62% aller Aktien ist Berkshire Hathaway gefolgt von The Vanguard Group mit 7,22% und BlackRock mit 3,88% Warren Buffett hat in Q3 2017 erstmals 679.000.000 Aktien der BofA zu einem geschätzten Preis von ca. 23 Dollar gekauft. In Q3 2018 hat er seinen Bestand um 198.248.600 Stck. aufgestockt vermutlich zu einem Preis von ca. 28 Dollar pro Aktie. In Q4 2018 hat er erneut 18.919.000 Aktien aufgestockt vermutlich zu einem Preis von 25 Dollar. In Q2 2019 hat er nochmals 31.081.000 Aktien zu einem geschätzten Preis von 26 Dollar nachgekauft. In Q3 2020 erfolgte ein weiterer Nachkauf mit 85.092.006 Aktien zu einem geschätzten Preis von 24 Dollar. Mit 1.012.340.606 Aktien und 11% Depotanteil nimmt die Bank of America Corp. die zweitgrößte Position von Berkshire Hathaway ein. Ich schätze den Mischkurs in Buffetts Depot auf 24,19 Dollar pro Aktie mit einem Depotwert dieser Position in Höhe von 24.491.249.940 (24,49 Mrd.) Dollar.

 

Würde der Kurs der BofA-Aktie eines Tages zum Allzeithoch auf 50 Dollar zurückkehren, würde sich der Buchwert im Portfolio von Berkshire Hathaway verdoppeln. Aus 24,49 Mrd. würden fast 50 Mrd. Dollar werden.

 

All das muss nicht passieren, gerade wenn die Turbulenzen nicht abreißen und weitere Banken in Schieflage geraten. Dieses Beispiel zeigt aber eindrucksvoll, wie wirkungsvoll die Strategie Buy&Hold ist. Das Halten und stetige Aufstocken von Aktien in Schwächephasen des Marktes über einen langen Zeitraum sind am Ende besonders ertragreich.

Wie würde ich handeln

Die Fundamentaldaten der Bank of America sind solide und ich belasse die Aktie vorerst auf meiner Watchlist. Ich würde mir darüber hinaus in einer erweiterten Analyse die Konkurrenten JPMorgan Chase & Co sowie Goldman Sachs ansehen, um herauszufinden, ob sie nicht vielleicht die besseren Investments sind.

Disclaimer: Diese Publikation beinhaltet weder Anlagestrategieempfehlungen noch Anlageempfehlungen gemäß § 85 WpHG und Artikel 20 der Marktmissbrauchsverordnung. Sie erfüllt deshalb nicht die gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Objektivität von Anlagestrategieempfehlungen/Anlageempfehlungen.

Autor: Leon L. Bensch für aktien-buddy.de erstmals veröffentlicht am 04. Mai 2023

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